Das Geheimnis der Schützenmühle

Die Schützenmühle ist das Haus Nr. 13 des kleinen Ortes Neuhof, der wieder eine Katastralgemeinde der Großgemeinde Ottenschlag ist. Fährt man von Ottenschlag aus in Richtung Spielberg, so kommt man in das Tal der Großen Krems und sieht linker Hand ein großes Haus mit ausgebautem Stockwerk vor sich, die Schützenmühle.
Gegenüber der Mühle war früher ein tiefer Keller. Alte Leute erzählen, der Keller wäre einst sogar durch unterirdische Gänge mit den Burgen in Ottenschlag und Rappottenstein in Verbindung gestanden. Im Keller, oder nahe dabei, soll der Schatz vergraben sein. Eine alte Überlieferung erzählt, daß er aus „9 Boding Silber und 9 Boding Gold“ bestehen soll. Für alle, die das Mundartwort „Boding“ nicht kennen, ein „Boding“ ist ein Bottich oder ein Faß. Dieses viele Geld wurde aus Angst vor den Schweden während des Dreißigjährigen Krieges hier versteckt.

Die Sage berichtet davon: Die Besitzerin, die recht geizig gewesen sein soll, starb kurz nach dem Vergraben des Schatzes. Sie fand jedoch im Grab keine Ruhe. Bald danach erschien sie den Bewohnern der Mühle als weißgekleidete Frau und sagte zu ihnen: „Pflanzt auf dem Keller eine Fichte. Sollte es einmal geschehen, daß eine Familie drei Generationen lang im Besitz der Mühle ist, dann soll sie den Baum fällen und aus dem Holz eine Wiege zimmern. Wenn den Müllersleuten dann ein kleines Kind geboren wird, so sollen sie es in dieser Wiege aufziehen. Nur dieses Kind ist imstande, den Schatz zu heben.“ Damit verschwand die weiße Frau und wurde nie mehr gesehen.
Der Müller pflanzte tatsächlich auf dem Keller ein kleines Fichtenbäumlein, das im Laufe der Jahrhunderte zu einem gewaltigen Baum heranwuchs.
Doch niemals blieb die Mühle durch drei Generationen in gleicher Hand. Stets war es so, daß die jeweiligen Besitzer nach längerer Zeit zu großem Reichtum kamen, dann jedoch völlig abwirtschafteten und die Mühle weiterverkaufen mußten.
Erst in letzter Zeit geschah es, daß sich der Besitz vom Großvater auf Vater und Sohn vererbte. Da wurde 1953 die mächtige Fichte vom Blitz getroffen und mußte 1955 geschlägert werden. Nun konnte abermals die Bedingung nicht erfüllt werden, die zur Hebung des Schatzes hätte führen können.
1970 wurde außerdem bei Straßenbauarbeitefl der Keller völlig weggebaggert. So ruht der Schatz noch immer unter der Erde.
Viele haben schon nach ihm gesucht, manche dabei Gruben gegraben, in die man ein Haus hätte stellen können, doch niemand hat jemals etwas gefunden.

Quelle: Waldviertler Heimatbuch, Helmut Sauer, Verlag Josef Leutgeb, Zwettl, 2. Auflage 1977, Band I
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