Arbesbach

Eines Abends versuchte ein Reiter, von Groß Gerungs her kommend, den Markt Arbesbach zu erreichen. Dichter Schneefall hinderte ihn an der Orientierung. Endlich, als er bereits halb erfroren im Sattel hing und dachte, den Weg längst verloren zu haben, da sah er ein eisernes Wegkreuz aus den Schneewächten aufragen.
Er trieb das Pferd hinzu und stieg ab. Dicht von Rauhreif und Schnee bedeckt stand das Kreuz einsam und verloren in der Winterlandschaft.
Der Reiter dachte bei sich: „Hier kannst du das Pferd anhängen und dich dann uxnsehen, vielleicht findest du einen Wegweiser, der dir sagt, wo du bist“ Er band das Pferd mit einem Strick an den Querbalken des Kreuzes und machte sich auf die Suche. Schon nach kurzer Zeit entdeckte er einen Hohiweg, der in den Schnee hineinführte. Er folgte ihm und erreichte eine tief verschneite Mühle. Auf seine Frage, wo er denn sei, antwortete man: „Nicht weit vor Arbesbach. Wenn du dem Weg folgst, kommst du bei der Kirche des Ortes vorbei.“
Der Reiter, dem Böses schwante, lief nun so schnell wie möglich den Hohlweg zurück, um zu seinem Pferd zu kommen.
Unterdessen hatte der Wind große Schneemassen weggeweht und den restlichen Schnee zusammengedrückt. Als er bei seinem Pferd ankam, sah er zu seinem Entsetzen, daß er es an das Turmkreuz der Kirche gebunden hatte. Das Pferd, dem der Schneeboden unter den Füßen immer weniger wurde, hing bereits halb erwürgt am Kreuz. Gerade noch konnte er es befreien.
Jetzt erst wußte der Reiter genau, wo er war. Er fand auch bald den Weg, den sich die Leute gegraben hatten, um zu den Häusern zu gelangen.
Als er endlich das erste Haus erreichte und dort sein Erlebnis erzählte, da lachte man ihn aus und ein Mann sagte: „Ja, weißt du, bei uns herrscht eben ein rauheres Wetter, als du anscheinend gewöhnt bist. Da muß man schon Kälte, Sturm und Eis vertragen, sonst kann man hier nicht weiterkommen.“
Dem Reiter war es eine Lehre und bei solch tiefem Winterwetter ritt er niemals mehr nach Arbesbach.

Quelle: Waldviertler Heimatbuch, Helmut Sauer, Verlag Josef Leutgeb, Zwettl, 2. Auflage 1977, Band I
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