Die Hostruper

Geh hin nach Hostrup und laß dir deine Dummheit ausschneiden!" sagt man in Angeln, weil man glaubt, die Hostruper hätten einen eigenen Speicher, um alle Dummheiten darin aufzubewahren.

An einem schönen Sommertag befand sich einmal das ganze Dorf auf dem Felde beim Grasmähen. da kam ein fremder Mann zu ihnen und erzählte vom Kriege, über den er eben in der Stadt hatte reden hören. "Krieg, was is denn Krieg?" fragte ein Hostruper. "Wenn die Trommel geht", antwortete der andere. "Wie geht denn die Trommel?" fragten wieder die Hostruper. Da entgegnete der Fremde: „Bum, bum, bum!"

Nun arbeiteten sie ruhig eine Weile weiter, aber die Trommel steckte allen noch in .den Köpfen. Sie hatten eine Tonne Bier mit auf dem Felde gehabt und bei der großen Hitze eben ausgetrunken; da flog eine Hummel in das Spundloch des leeren Fasses, konnte aber den Ausgang nicht wiederfinden und begann darin zu summen, und bum! bum! stieß sie immer mit ihrem Kopfe an das Holz.

"Das ist der Krieg all!" rief der Klügste unter den Hostrupern aus, und alles stürzte augenblicklich in wilder Flucht davon. Ein beherzter Mann aber wollte doch wenigstens etwas retten, nahm das Bierfaß mit dem Riemen auf den Rücken und lief den anderen nach.

Da hörten sie nun den Feind mit dem schrecklichen Bum! bum! dicht hinter sich, und jeder' Hostruper hätte gern mehr gehabt als zwei Beine. Einer sprang schnell auf ein Pferd, das am Weg graste, der Pflock aber, an dem es angebunden stand, flog heraus und schnellte dem Reiter an den Kopf, und der Verwundete schrie den anderen nach: "Der Feind hat mich getroffen!" Da kannte die Angst der Hostruper keine Grenzen mehr, und wer nur konnte, sprang über Hecken und Zäune davon.

Quelle: Schelme und Narren; Josef Pöttinger; Verlag Ferdinand Ertl Wien; 1941

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