Das Hollensteiner Kreuzstöckl

Vor mehr als tausend Jahren soll der erste Mönch das schöne Gebirgspanorama von Hollenstein erblickt haben. Der ebene Platz bei der Mündung des Hammerbaches in die Ybbs schien ihm für eine Ansiedlung vorzüglich geeignet. Das erste Haus, das errichtet wurde, war das Stiftshaus. Der Mönch, welcher der Gründer Hollensteins gewesen sein soll, fand an einem von ihm errichteten Kreuzstöckl seine letzte Ruhestätte. Im Laufe der Jahrhunderte wurde aus der kleinen Ansiedlung ein ansehnliches Dorf, das sich friedlich entwickelte. Doch da bedrohte eines Tages eine furchtbare Gefahr das liebliche Tal. Die Türken, die im Jahre 1532 bei Waidhofen durch die Sensenschmiede und Bürger eine schwere Niederlage erlitten hatten, zogen sengend und plündernd nach Weyer und von dort nach Hollenstein. Beim Kreuzstöckl erwartete sie der damalige Pfarrer von Hollenstein und bat den türkischen Befehlshaber um Schonung des Ortes. Die wilden Horden hörten aber nicht auf die bittenden und mahnenden Worte des Priesters. Sie verwüsteten Hollenstein und schleppten sogar den Pfarrer mit sich fort. Aber in Gaming ereilte sie die gerechte Strafe. Sie wurden überfallcn und gänzlich aufgerieben. Die Gefangenen wurden nun befreit und der tapfere und opfermütige Seelsorger kam unversehrt wieder nach Hollenstein zurück. Zum Dank für seine wunderbare Rettung ließ er ein schönes gotisches Sakramentshäuschen in der Kirche errichten, das im Jahre 1740 an die Stelle des alten Bildstöckls gesetzt wurde, wo es heute noch zu sehen ist. (Pschorn.)

Quelle: Sagen aus dem Mostviertel, Band II; gesammelt von der Lehrerarbeitsgemeinschaft des Bezirkes Amstetten; Herausgegeben von Ferdinand Adl, Amstetten 1952

© digitale Bearbeitung Norbert Steinwendner, St. Valentin, N.Ö.

 
designed by © Norbert Steinwendner, A 4300 St. Valentin