Das Natternkrönlein

Vor Zeiten war im Gaynhofe in Hammern eine Schlange, welche auf dem Kopfe eine Krone trug. Das Tier war sehr zutraulich. Wenn die Hausleute beim Essen saßen, kam es und legte sich neben den Bauer. Es bekam jedesmal ein kleines Näpfchen mit Speise. Wenn man vergaß, ihr das Schüsselchen zu reichen, biß sie ein Kätzchen, ein Küchlein oder sonst ein kleines Tierchen tot. Im Gaynhofe war einmal ein Knecht, der wollte das Natternkrönlein besitzen. Breitete man der Schlange ein weißes Tuch irgendwo heimlich hin, so legte sie ihr Krönlein darauf und ging ihrer Beschäftigung nach. Bei einer solchen Gelegenheit stahl ihr der Knecht die Krone. Sie kam bald dahinter und verfolgte den Dieb mit Bissen, so daß er das Krönlein wieder zurückgab. Nach einiger Zeit stahl er ihr abermals die Krone. Als sie ihm diese wieder abjagen wollte, zertrümmerte er sie mit einem Steine in drei Stücke. Der Kopfteil der Schlange aber biß ihn heftig in den Fuß. Er schrie um Hilfe. Nun kamen viele Schlangen und bissen den habgierigen Knecht tot. Der Bauer vergrub das Natternkrönlein neben der steinernen Pyramide auf dem Hügel oberhalb des Gaynhofes.

Quelle: Leopoldschlag im Mühlviertel, Schuldirektor Franz Hendrich, OÖ. Landesverlag, Linz
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