Die zerstörte Burg

Am Abhang des Damberges, unterhalb der Windlochhöhle, liegen, von Waldbäumen beschattet, von Himbeer- und Brombeersträuchern überwuchert, zahlreiche grünbemooste Steine, über die der Fuß des Menschen stolpert, wenn er nach den köstlichen Beeren sucht, die in den Schlägen am sonnigen Hang so vortrefflich gedeihen.

Eine uralte mündliche Überlieferung berichtet, daß vor vielen Jahren am äußersten Rand des Damberges, dort, wo das steinerne Maul, "Windloch" genannt, sich öffnet, eine Burg gestanden ist. Der Besitzer dieser Burg raubte eines Tages das schöne Weib des Ritters von der Burg Losenstein und entführte es auf seine hochgelegene Feste.
Der Losensteiner aber zog mit seinen streitbaren Mannen heran und belagerte die Burg des Räubers. Er nahm sie ein und zerstörte sie; die Steine ließ er den steilen Berg hinabrollen, daher die vielen Steine am Abhang des Berges.

Hier liegt die Sage im Widerstreit mit der Historie, die nichts von einer Burg auf dem Rücken des Damberges weiß. Es ist möglich, daß das sagenumwobene "Windloch" im germanischen Götterkult einst eine Rolle gespielt hat; vielleicht ist hier Hel, die Göttin der Unterwelt (christlich: Hölle) verehrt worden. Und tatsächlich findet sich im Bezirke des Damberges eine Örtlichkeit, welche die Bezeichnung "In der Höll'“ führt.

Auch Benedikt Pillwein, ein Linzer Schriftsteller und Historiker, erwähnt in seinem Buch: Geschichte, Geographie und Statistik des Erzherzogtums Österreich ob der Enns (Traunkreis) unser "Windloch" auf dem Damberge. In diesem Buche, das im Jahre 1828 erschienen ist, steht auf Seite 109: "Das Windloch" (Das verwunschene Schloß). Rechts vom Jägerhause am Tannberge in der Pfarre St. Ulrich befindet sich ein sogenanntes verwunschenes Schloß, das Windloch genannt. Ein kalter Schauder ergreift den Wanderer beim Hinabblicken. Man sieht eine tiefliegende Stiege und hört einen Wasserfall brausen. Ein unterirdischer Gang soll von da an die Enns geführt haben."

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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