Die lustige Dirn und der Teufel

Es ist schon lange her, da war in der Beinhackl-Sölde im Unterwald, Gemeinde St. Ulrich, eine junge Dirn bedienstet, ein lebens­ und tanzlustiges Mädchen. Wenn es nur hörte, daß in diesem oder jenem Gasthause am kommenden Sonntage eine Musik zum Tanz aufspielen würde, da war es nicht mehr zu halten, es mußte dabei sein; denn das Tanzen war des Mädchens größte Lust. Und da kam es dann vor, daß es oft erst gegen Mitternacht ans Heimgehen dachte.

Wieder einmal ging das Mädchen von einer Tanzmusik, die in der Steinwänd im Ramingtale aufgespielt hatte, nach Hause. Da es schon sehr spät, nahe an Mitternacht war, wollte das Mädchen, den Heimweg abkürzend, entlang dem wasserdurchflossenen Reitnergraben nach Hause gehen. Da mußte es aber den Wassergraben auf dem Reitnersteg übersetzen und auf die andere Seite hinüber. Als das Mädchen zum Steg gekommen war, bemerkte es bei dem hellen Licht des Mondes, daß der Steg schon gefährlich schlecht war. Und so zögerte es, ihn zu betreten. Plötzlich stand ein Mann vor dem Mädchen, der es mit den Worten anredete: "Na, sitz' aufi auf meine Achsel!"

Da dem verzagten Mädchen der Mann unheimlich vorkam, wollte es davonlaufen. Doch der Unheimliche griff nach der Dirn, hob sie empor und trug sie über den Steg. Vor Angst und Grauen tat sie ein Stoßgebet, worauf sie der unheimliche Geselle - es war der Teufel- drüber dem Steg auf die Wiese fallen ließ und verschwand. Mit schlotternden Knien wankte das Mädchen nach Hause. Vor Schreck und Aufregung war das Mädchen lange krank, dann starb es.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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