Der Hörndlrichter-Jogl

Wie alte Leute zu berichten wissen, soll es früher des Nachts auf dem Damberg nicht geheuer gewesen sein; es hieß, der „Böse“ gehe um. Besonders in und um den „Hoadnstadel“, der seit jeher ein Unterschlupf lichtscheuen Gesindels war, der aber schon lange nicht mehr existiert, habe er sein Unwesen getrieben.

Der „Hörndlrichter-Jogl“, ein von den Bergbauern sehr geschätzter Mann, desen Beruf es war, den Ochsen die fehlerhaft gewachsenen Hörner gleichmäßig zu richten, damit sie kein Hindernis im Anlegen des Zugjochs bildeten, ging einmal nach getaner Arbeit bei einem Bauern des Nachts über den Damberg ins Dambachtal, wo er zu Hause war.

Als er so alleine über die einsame Heide ging, kam plötzlich ein Mann hinter ihm nachgegangen, den er für einen Jäger hielt; er war froh, in dem dunkelbewaldeten Gelände einen Begleiter zu haben; denn zu zweien, dachte er sich, ist das Gehen viel kurzweiliger und man kommt, wie die Meinung ist, etwas schneller heim.

Nachdem die schon ein Stück Weges gegangen waren, merkte der Jogl, dass der Jäger ein wenig hinke; der eine Fuß, wie er sah, war nämlich eine Goaßhaxn. Als der Jogl, dem die „Schiach“ anging, darüber nachsann, wie er von seinem unheimlichen, wortkargen Begleiter, der niemand anderer als der Teufel war, loskommen könnte, war der Jäger verschwunden, denn der Hördlrichter-Jogl hatte seinen Rosenkranz, den der Teufel wie das Weihwasser fürchtet, aus seiner Tasche gezogen.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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