Der Hexenbeschwörer

Der Brunnreiter in Lahrndorf - er ist schon lange in der Ewigkeit - der verstand es, die Hexen unschädlich zu machen. Dafür hatte er auch von diesen viel zu leiden, weil sie ihm alles Mögliche antaten; er mußte immer darauf bedacht sein, die Anschläge der Hexen abzuwehren, was ihm dank seiner Kunst auch immer gelang.

Wer unter der dämonischen Macht der Hexen zu leiden hatte, der kam zum alten Brunnreiter, um sich von ihm Rat und Hilfe zu holen. Er sagte dann: "Schaut, daß ihr von der Hex' ein Batzerl Butter kriegt und bringt mir ein Messingreindl dann werden wir der Hex' gleich ankönnen." Hatte er das Gewünschte, dann gab er folgende Anweisung: "Wenn wer kommen sollt' und sei's wer immer, ja nicht aufmachen!" Hierauf zog er sich in die Küche zurück, wohin ihm niemand folgen durfte. Die Butter tat er in das Messingreindl und bald darauf krachte es in der Küche, daß es war, als brenne das ganze Haus. Nicht lange darauf kam eine bekannte Bäuerin, schaute durch das Fenster in die Stube und bat inständig, man möge ihr aufmachen; eine Hälfte ihres Körpers war jämmerlich verbrannt. Da ihr nicht aufgemamt wurde, ging sie klagend und jammernd von dannen.

Über Weisung Brunnreiters mußte das Messingreindl irgendwohin gestellt werden, daß weder Sonne noch Mond hineinscheinen konnten; denn solange weder ein Sonnen- noch ein Mondstrahl in das Reindl fiel, konnte die Hexe nicht gesund werden. Wenn die Anordnungen des Brunnreiters befolgt würden, dann starb, so erzählt der Volkschund, die Hexe nach langem Leiden eines qualvollen Todes.

Quelle: Sagen und Legenden von Steyr, Franz Harrer, Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr, 3. Auflage 1980,
ISBN 3-85068-004-5

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