Christnachtwein

Uralt ist der Glaube, daß in der Christnacht die Tiere im Stalle reden und aus den Brunnen reiner Wein fließe. Von diesem Wunderglauben war auch der Sepp, Knecht beim Sauschneiderbauern auf der Sonnleiten in Frauenberg, so erfüllt, daß er Jahr für Jahr die Zeit der Christmette beim Hausbrunnen verbrachte und auf den Wein wartete, der daraus fließen würde. Aber immer vergeblich. Nun wollte er es noch ein letztesmal versuchen. Wieder stellte er sich zur Mettenzeit zum Brunnen. Diesmal war die Weihnacht besonders kalt und sternenklar. Der Mond schien hell über die beschneite Berglandschaft. Langsam rann das Wasser in den vereisten Brunnentrog. Der Sepp stand voller Erwartung davor. Da läutete es drüben von der Wallfahrtskirche am Kulmberg zur Christmette. Langsam beugte sich der Sepp zum Brunnenrohr und kostete vom fließenden Wasser. Doch, o Wunder, was war diesmal geschehen! „Endlich Weine!“ rief der Sepp. „Aber du g’hörst mein!“ war des Teufels Antwort, der ihn mit seiner kalten Hand beim Genick faßte.

Quelle: Admont und das Gesäuse in der Sage; DDr. P. Adalbert Krause O.S.B. Professor in Admont; Oberösterreichischer Landesverlag Ges.m.b.H., Linz; ohne Jahresangabe

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