Die Zwerge und das Hammerwerk

Der Wächter eines Hammerwerkes war eben in einer mondhellen Herbstnacht auf dem Heimwege von der "Raingrueb". Da tat sich ein Fels auf, die Bergmandl zogen teils zu Pferd, teils zu Fuß heraus und wandten sich gegen das Hammerwerk. Der Wächter schlich ihnen nach und sah, wie sie im Hammerwerk verschwanden. Durch ein Astloch der Türe guckte er ihnen nach und sah sie in der eifrigsten Arbeit begriffen. Eben guckte aber ein Bergmandl zum selben Astloch heraus und rief einem andern zu: "Bua, steck das Loch zua!" Der andere schlug einen Zapfen hinein und traf das Auge des Wächters, der sogleich heftige Schmerzen empfand. Er begab sich zum Hammerherrn und berichtete ihm, was vorgefallen war. Dieser eilte zur Stelle, sperrte leise auf und rief: "Feierabend in Gottes Namen!" Da gab ihm ein Bergmandl ein Stück Eisen, an dem sie eben geschmiedet hatten, mit dem Bemerken, daß das Stück nie abnehme, noch zu Ende gehe, wenn es nicht auf einmal verarbeitet werde. Sodann zogen die Bergmandl von dannen. Zuvor gaben sie noch dem Wächter, der sie um Verzeihung bat und sich auf sein Amt berief, einen Stein. Mit diesem heilte er sein eigenes Auge und gab auch vielen anderen das halb oder ganz verlorene Augenlicht wieder. Dem Hammerschmied brachte das Eisenstück Segen und Wohlhabenheit. Als er aber einmal Not an Eisen hatte und das ganze Stück verarbeitete, da war es mit seinem Glück aus. Nach einer anderen Erzählung wurde das Eisenstück von einem Arbeiter gestohlen, wurde aber in der Hand des Diebes ein gewöhnliches Eisenstück.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Adalbert Depiny, Linz 1932;

für © SAGEN.at korrekturgelesen durch Norbert Steinwendner

 
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