Die Goldstange im Gaisberg

Dem Aignerbauer am Fuße des „draußeren Gaisberges" ging es schlecht, er hatte eine große Familie und viel Not im Hause. Er hatte gehört, daß durch den Gaisberg eine Goldstange geht, an der das Gold in Zapfen herabhängt. Als er an einem Feiertag bergauf stieg und nach diesem Gold aussah, begegnete ihm ein winziges Mandl, dem er auf seine Frage seine Not klagte. Das Mandl gab ihm eine Haselrute und sagte: „Klopf mit ihr auf den Stein dort und du wirst finden, was du suchst. Nimm aber nicht mehr als du tragen kannst und lege die Rute nicht weg, solange du auf dem Berg bist." Das Mandl verschwand, der Bauer klopfte mit der Rute an den Stein, es öffnete sich eine Höhle, in der die Goldstange mit ihren vielen Zapfen glänzte. Der Bauer füllte sich alle Säcke mit Gold und ging heim, hinter ihm schloß sich die Höhle. Er lebte nun unbekümmert in den Tag hinein, bis alles Geld verbraucht war. Dann ging er wieder um Gold und nahm gleich einen Karren mit. Ganz erschöpft kam er beim großen Stein an. Weil der Karren auf dem abschüssigen Grund nicht halten wollte, schob er einen Stein unter. Dabei legte er die Rute weg. Als er sie wieder aufheben wollte, war sie verschwunden. Alles Suchen war umsonst, die Höhle aber blieb verschlossen. Seit jener Zeit hat kein Aigner Bauer mehr das Gaisbergmandl und die Höhle gesehen.

Quelle: Oberösterreichisches Sagenbuch, Adalbert Depiny, Linz 1932;

für © SAGEN.at korrekturgelesen durch Norbert Steinwendner

 
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